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Wer sich mit preiswerten und einfachen Kameras aus der Vergangenheit beschäftigt, der stößt zwangsläufig auch auf die Firma Kodak. Man hatte sich auf die Fahnen geschrieben, die Fotografie einer breiten Maße zur Verfügung zu stellen und das Ganze ziemlich einfach und sehr preiswert. Damit fing man schon um 1900 an und blieb dieser Linie bis in die 1980er Jahre treu. In dieser Zeitspanne wurden unzählige einfache Kameras unter dem Namen Brownie hergestellt und vertrieben. Unter dem Motto "You press the button, we do the rest" wurden die Brownies sehr gut angenommen und auch heute noch, gibt es eine große Brownie-Community. 

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Technische Daten:

Herstellungsjahr: 1957 - 1965
Filmformat: 127 Rollfilm (12 Aufnahmen a 4x4cm)
Objektiv: Dakon
Blende: 13 bzw. 14 (bei SW)
Verschluss: Rotation
Damaliger Preis: $ 8,50

Die Starflash war die erste Brownie-Kamera, bei der der Blitz integriert war. Normalerweise wurden die Blitze seitlich an die Kameras adaptiert. Trotz des eingebauten Blitzes ist die Starflash recht klein und passt so gut in eine Manteltasche

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Kodak änderten die Brownies teilweise immer nur leicht ab und verwendete dabei Teile, die schon bei früheren Brownies verwendet wurden. Das war effizient, sparte Kosten und so konnte man die Kameras immer preiswert anbieten. An der Starflash sind seitlich z.B. noch die Anschlußbuchsen für eine Blitz-Adaption vorhanden, die dann allerdings geschlossen wurden, weil die Starflash ja schon einen eingebauten Blitz eingebaut hat.  

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Wem das "Jet Black" zu schwarz war, der konnte die Starflash auch noch in drei anderen Farben kaufen.

Man konnte die Starflash, wie auch andere Brownies, in zwei Versionen haben: Nur die Kamera mit einer Tasche oder als sogenanntes "Outfit". Ein Outfit war das, was wir heute ein Kit nennen würden. Sie enthielten die Kamera, Blitzbirnchen, Batterien und einen Kodak-Film. Dabei variierten die Kits - es waren mal mehr, mal weniger Blitzbirnchen vorhanden oder die Art des Films war unterschiedlich. Diese Kits enthielten alles, um gleich mit dem Fotografieren loszulegen. Getreu dem Kodak-Slogan "You click the button, we do the rest".

Eine Starflash im seltenen zweifarbigen Coca-Cola-Anstrich

Ich hatte das Glück, ein sehr gut erhaltenes Outfit zu einem annehmbaren Preis zu ergattern.  Die Verpackung ist sehr gut erhalten und das Outfit ist vollständig, was leider nicht die Regel ist. Wie man mir versicherte, wurde mit der Starflash noch kein Film verschossen. Das könnte stimmen, der beiliegende Colorfilm, welcher im Sommer 1959 abgelaufen war, befindet sich noch in der Verpackung. Bei meinem Exemplar muss es sich also um ein frühes Outfit handeln. ich denke, dass es 1958 hergestellt und verkauft wurde. Und das ganze in Sammlerqualität. Was will man mehr?

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Insgesamt gab es drei verschiedene Outfits mit jeweils anders sortierten Inhalten. Leider existieren nur noch wenige, deren Inhalt komplett ist.

Die Starflash benötigt einen 127er Rollfilm. Dieses Format kann man bei diversen Anbietern noch ordern, wenn auch die Auswahl an Filmen sehr beschränkt ist. Da dieses Format selten ist, sind die Filme demtentsprechend teuer. Für einen 127er Rollfilm in einer guten Qualität wechseln schon mal schnell 15 Euro den Besitzer. Es ist also auf Dauer kein preiswertes Vergnügen, wenn man die Filmpreise isoliert betrachtet.  Da Investitions-Entscheidungen im Hobbybereich selten etwas mit Vernunft zu tun haben, geht das aber schon in Ordnung.  

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Kommen wir zum Objektiv oder besser ausgedrückt: zur Linse. Mehr oder weniger ist das eigentlich nicht. Es handelt sich um eine FixFocus-Optik mit der sich von 1,5m bis Unendlich alles mehr oder minder halbwegs scharf darstellen lässt. Um dies zu erreichen, muss natürlich anständig abgeblendet werden. Einerseits bescheren uns diese Linsen zwar Fotos mit einem ganz eigenen Charme, auf der anderen Seite muss man aber mit sehr licht-schwachen Optiken arbeiten. In dem Fall der Starflash bedeutet das entweder Blende 13 oder Blende 14 bei 1/30 Sekunde. Da bleibt nicht viel Spielraum. Ein 400er-Film ist da eher angesagt, wenn man nicht gerade im Hochsommer fotografiert. 

Eignen sich die Brownies nun als Sammelgebiet? Das kommt darauf an. Allein wenn man es nur auf die Box-Kameras abgesehen hat, kommt man auf gut und gerne 114 Ausführungen. Man muss bedenken, dass bestimmte Modelle nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern gefertigt wurden. Hinzu kommen die ganzen Farbvarianten und die Exportmodelle. Allein die Box-Modelle wären ein Sammelgebiet für ein ganzes Menschenleben. Man kann sich natürlich beschränken und nur die Kameras sammeln, die z.B. in den USA oder in Großbritannien gefertigt wurden. Was also im ersten Moment überschaubar aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als riesiges Sammelgebiet.

Wer mit den Brownies auch fotografieren möchte, der muss bedenken, dass die Mehrzahl der Box-Kameras mit 620er Rollfilm betrieben wurden, bei heutigem Einsatz müssen die aktuellen 120er Rollfilm-Spulen also leicht modifiziert werden. Bei den Solid Body-Kameras (alles ausser Boxkameras) wurde verbreitet der 127er Rollfilm verwendet, den man zwar noch ordern kann, der aber meist sehr teuer ist. Dafür eignen sich die Solid Bodys besser für Sammler, die eine überschaubare Historie bevorzugen. 

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Was nicht ganz so bekannt ist, modifizierte Starflash-Kameras wurden auch für medizinische Zwecke angeboten. Unter dem Namen Startech gab es Outfits für Nahaufnahmen. Diese Outfits werden nur selten angeboten und haben deswegen ihren Preis. Zielgruppe waren in erster Linie Kliniken und Zahnärzte. 

Interessante Links zu Brownies:

Nun ging es an die Praxis - sprich: an das Fotografieren. Zunächst musste ich einen geeigneten Film ordern. Wie schon erwähnt,  ist das Angebot sehr überschaubar und letztendlich kristallisieren sich zweiFilme heraus.

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Rera Pan 100 / 400
Diese beiden Filme werden von Rollei vertrieben. Es gibt von Rera auch noch einen Diafilm im 127er-Format, der aber schwer zu bekommen ist. Wer legt sich schon einen 127er-Diafilm auf Lager? Nach einer Rechereche zu urteilen, kann ich die Rera-Filme auch in Rodinal entwickeln. Von daher bin ich erst einmal auf der sicheren Seite. Ich nehme jetzt einfach mal an, das diese Filme noch den alten "SW-Look" hervor zaubern, was der Fotografie mit der Starflash ja entgegen kommen würde. Ich bestelle mir den Pan 100. Diese Filme liegen beim Preis so um die 14,- Euro.

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HP 400
Das "HP" kennen wir doch und in der Tat wird dieser Film bei Ilford hergestellt. Es handelt sich um den altbekannten HP5 Plus. Die Margen für den 127er werden dabei in eine gesonderte Produktionsabteilung geleitet. Wie man sich schon denken kann, lässt sich Ilford diesen Service fürstlich entlohnen. Da werden pro Film um die 20,- Euro aufgerufen. Da muss man sich schon überlegen, ob es einem das Wert ist.  Ich persönlich halte den Preis für übertrieben.

Es ist also der Rera Pan 100 geworden. Bei der Gelegenheit bestelle ich noch zwei 127er-Leerspulen mit. Man weiss ja nie, ob mal eine Kamera den Weg zu mir findet, bei der die Spule defekt oder erst gar nicht vorhanden ist. Sicher ist sicher.

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Bei der Recherche zu den Filmen, bin ich auch auf eine Seite gestoßen, die ich nicht vorenthalten möchte. Da geht tatsächlich jemand hin und konvektioniert 120er-Rollfilme auf das 127er-Format. Anfänglich hatte ich auch den Gedanken, der Aufwand steht meiner Meinung nach aber in keiner Realation zur Ersparnis. Es ist aber eine sehr schöne Web-Kuriosität: 127 Film selber schneiden - eine Anleitung · Lomography

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