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AP Entwicklungsdosen

Das Selbstentwickeln ist das i-Tüpfelchen bei der analogen Fotografie. Die Industrie versorgt uns mit Chemie und der nötigen Hardware. Die Firma Jobo ist dabei der Platzhirsch, der ein breit gefächertes Produktportfolio anbietet. Leider sind viele dieser Produkte sehr teuer und so sucht man zwangsläufig nach Alternativen. Ich selbst habe viel Jahre mit Jobo-Produkten verbracht, wobei diese noch aus den Vor-Internet-Epochen stammten und via Katalog bestellt wurden.
Es gibt aber preiswerte Alternativen zu Jobo, vorausgesetzt man hat nicht vor, seine Filme per Rotation zu entwickeln. Bei Rotation würde ich weiterhin auf Jobo setzen, da ich auch eine CPP2 von Jobo besitze.

Die preiswerte Alternative, die ich hier vorstellen möchte, kommt von AP. Die Produkte sind deutlich preiswerter und sind qualitativ vergleichbar, teilweise sogar wertiger. Aber fangen wir von vorne an, in dem wir die Standard-Produkte vergleichen:

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Unitank_1520.jpg

AP Entwicklungsdose groß, Komplett mit 2 Filmspulen

Jobo UniTank 1520 mit 1 Filmspule (nicht abgebildet)

Beide Produkte fassen je 2 Kleinbildfilme oder 2 Rollfilme. Während die AP-Dose mit 2 Spulen ausgestattet ist, mus man bei der Jobo-Dose mit einer Spule Vorlieb nehmen. Man kann bei beiden Firmen die Spulen auch einzeln erwerben, bei Jobo müsste man also eine Spule extra ordern. Machen wir auch gleich eine Rechnung auf: 

AP-Dose inkl. 2 Spulen: ca.27,- €

Jobo UniTank 1520 inkl. 1 Spule: ca.47,- €
Zusätzliche Spule: ca.20,- €

Unter dem Strich ist der Jobo-Tank also gut 40,-€ teurer als das AP-Gegenstück. Die Preise sind Stand Sep.2023 und können variieren!

Jobo bietet die Möglichkeit, den UniTank1520 zu erweitern, um so eine größere Anzahl an Filmen zu entwickeln. Das Zubehör nennt sich Verlängerungsmodul und erweitert den 1520-Tank um weitere 3 Kleinbildfilme oder 2 Rollfilme. Die Spulen müssen dann allerdings wieder extra geordert werden, Das liefert AP nicht, was aber kein Beinbruch darstellt, da man für die aufgerufenen Preis eines Verlängerungsmoduls auch eine weitere AP-Dose bestellen kann.

JOBO_1530_Modul.jpg

Tankmodul 1530 schlägt mit ca.42,- € zu Buche.

Das sind schon beträchtliche Preisunterschiede. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die AP-Produkte eher für die Kipp-Entwicklung eignen. Für die Rotation muss man dann weiteres Zubehör ordern, was nicht ganz preiswert ist. Wer aber nicht laufend Filme entwickeln muss, der bleibt sowieso bei der Kipp-Entwicklung. 
Leider sind beide Systeme nicht untereinander kompatibel, die Spulen haben verschiedene Aussendurchmesser und auch die Aufnahmen für die Kerne haben unterschiedliche Maße. Man muss sich also für das eine oder andere System entscheiden. 

Jobo_Spirale_Duo_set.jpg

Jobo Spule

AP Spule

Ich wollte es einmal genauer wissen und habe eine AP-Entwicklungsdose groß bestellt. Konnte man zu einem günstigeren Kurs Laborzubehör nutzen und wie ist dann der Workflow? 
Die Dose kam in einer Schachtel. Erste Überraschung nach der Entnahme: Die Dose ist schwerer als eine entsprechende Jobo-Dose, was in erster Linie auf eine dickere Wandstärke zurück zu führen ist. Von außen macht die Dose schon mal einen wertigen Eindruck. Der Kunststoff ist etwas weicher, fühlt sich aber nicht unangenehm an. Der groß dimensionierte Deckel geht etwas schwerer von der Dose herunter, hält sich aber noch im Rahmen.
Die nächste Überraschung bei der Entnahme der beiden Filmspulen: Sie sind geringfügig größer und machen, gegenüber einer Jobo-Spirale, einen besseren Eindruck. Auch hier ist das Material etwas voluminöser. Von der Verarbeitung und der Haptik her gibt es also schon mal nichts zu meckern, teilweise schneidet das AP-Material sogar besser ab. 

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Auf den ersten, flüchtigen Blick unterscheiden sich die Filmspulen von Jobo und AP nicht signifikant. Beim näheren hinsehen, ergeben sich aber einige grundlegenden Unterschiede. Zum ersten sind die Laschen, mit den die Filme eingefädelt werden, länger und etwas dicker, was die Arbeit im Dunkeln erleichtern soll. 
Der Clou bei der AP-Spirale sind, beidseitig in der Filmführung sitzende, kleine Stahlkugeln. Sie sollen den Film festhalten, wenn man die rechte Halbspirale wieder zurück dreht. Damit wäre das Handling um ein Vielfaches einfacher als bei der Jobo-Spirale. Ob das funktioniert, sehen wir später.

AP-Spirale mit breiten Laschen.

Des weiteren ist noch ein Clip enthalten, der verhindert, das die Spule auf dem Kern nach oben rutscht. Ebenso ist noch ein kleiner Stab mit dabei, der in den Kern greift, so dass man die Spirale in der Dose drehen kann. Das ist dann wie eine stehende Rotationsentwicklung. Vom Lieferumfang her kann man also wirklich nicht meckern. Nun muss sich die AP-Dose noch in der Praxis bewähren.

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AP-Spirale mit eingelagerten Kugeln (siehe Pfeile)

Zum Testen verwende ich einen KB- und einen Rollfilm. Die AP-Dose groß nimmt etwas mehr Platz im Wechselsack ein als die 1520er-Jobo-Dose. Wer noch keinen Wechselsack besitzt, der kann bei einer Anschaffung getrost eine Nummer größer nehmen. Ich habe aber noch Platz genug zum Arbeiten. Ich fing mit dem KB-Film an, Kanten schräg angeschnitten. Aufgrund der Größe der Aufnahmelaschen fand ich diese auf Anhieb, setzte den Film an und schob ihn zunächst weiter in die Spule hinein. Man merkt dann, wenn man mit dem Film an die Stahlkugeln gelangt. Laut der Anleitung muss man jetzt lediglich eine Halbschale vor und zurück drehen, während der Film von den Stahkugeln festgehalten wird. Diese Prozedur klappte auf Anhieb tadellos, so schnell und reibungslos hatte ich noch nie einen Film eingespult. Allein dieses einfache Verfahren wäre für mich Grund genug, zu einer AP-Dose zu greifen. Diese Prozedur gelang ebenfalls reibungslos mit dem Rollfilm.

Die Spulen auf den Kern gesteckt, mit dem Clip gesichert und dann den Deckel drauf. Zu dem Deckel muss man erwähnen, das dieser anfangs sehr stramm auf der Dose sitzt, was sich mit der Zeit aber wieder legt. Wenn der Deckel nass ist, lässt er sich nicht so leicht von der Dose abnehmen, man sollte immer ein Handtuch griffbereit haben. In manchen Fotoforen wird bemängelt, dass der Deckel etwas "suppt", also schon mal etwas Flüssigkeit aus dem Inneren heraustropfen kann. Diesen angeblichen Mangel konnte ich bei meinen bisherigen Filmentwicklungen nicht bestätigen.

Bei der Filmentwicklung selbst gibt es natürlich keine Unterschiede zur Jobo-Dose. Aufgrund des etwas größeren Durchmessers der AP-Dose benötigt man etwas mehr Chemie. Das Tankvolumen beträgt 600ml, für einen KB-Film wird 300ml benötigt. Bei der Jobo-Dose 1520 sind es 480 bzw. 240ml.

Fazit: Seit dem ich AP-Dose besitze, arbeite ich ausschliesslich damit, wenn es um die Kipp-Entwicklung geht. Das Handling ist einfacher und problemloser und das alles zu einem unschlagbaren Preis. Sie steht der Jobo-Dose in nichts nach, übertrifft sie sogar, wenn es um das Filmeinspulen geht. Ich möchte sie nicht mehr missen.
Wer plant, seine Filme per Rotation (z.B. mit einer Jobo CPA etc.) zu entwickeln, der sollte besser zum Jobo-System greifen. Hierfür gibt es bei Jobo ein breites Angebot. Das wird dann insgesamt teurer aber das muss jede(r) für sich selbst entscheiden.  

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